Der vor den Fischen predigte

Heute ist der 13. Juni, der Tag des Heiligen Antonius von Padua. Den kennt man ja aus dem gleichnamigen Gedicht von Wilhelm Busch aus dem Jahr 1870. Da erscheint der Heilige nicht ganz so, wie ihn die Überlieferung schildert, aber immerhin recht lebenslustig:

»Der Saft, der aus der Traube quoll,

Kann heut ja wohl nicht schaden!

Juhe! Wir sind ja wieder voll,

Ja wieder voller Gnaden!«

Uns interessiert der Heilige Antonius, weil er als eine der berühmten Galerie von 30 Heiligenstatuen auf der Karlsbrücke in Stein verewigt wurde. Zu Prag hatte der Heilige eigentlich keine persönliche Verbindung. Ja, es gibt eine große (neogotische) Kirche des Heiligen Antonius von Padua (Kostel svatého Antonína z Padovy) am Stroßmayer-Platz (Strossmayerově náměstí) im Stadtteil Holešovice, die wir bereits vorstellten. Aber die wurde erst 1914 – kein Zeichen eines historisch tief verwurzelten Antoniuskultes in der Stadt. Aber die Galerie der Karlsbrücke ist ja kein Heiligenranking. Die Figuren wurden durch Spender (reiche Bürger oder Adlige) finanziert, und der Heilige Antonius mag hier aufgrund einer persönliche Präferenz aufgestellt worden sein, die unabhängig von lokalen Bezügen war.

Auf jeden Fall ist er ein bedeutender Heiliger. Der 1195 in Lissabon Geborene trat nach seiner Priesterweihe 1212 im Jahre 1220 den Franziskanern bei, nachdem er zunächst erfolglos versucht hatte, unter den Muslimen in Marokko zu missionieren. Er landete im italienischen Assisi, wo er den Heiligen Franziskus selbst predigen hörte. In dieser Zeit gab es zahlreiche neue Glaubensgemeinschaft, die die katholische Kirche als ketzerisch einstufte. So wurde Antonius ab 1222 zur Bekämpfung der Katharer und die Waldenser in Norditalien eingesetzt, wo er sich bald einen Namen als der „Hammer der Ketzer“ (malleus hereticourm) machte. Denkt man dabei nun an die genozidale Ausrottung der Katharer im 14. Jahrhundert oder an die Massenmord der „Hexenverfolgungen“, die durch den berüchtigten Hexenhammer (Malleus maleficarum) inspiriert waren, dann könnte Antonius schon in ein schiefes Licht geraten. Aber Antonius beschränkte sich auf die Kraft des theologischen Argumentes und pflegte, was ihn von späteren Ketzerbekämpfern positiv absetzte. Es heißt, er habe mit seinen Gegnern ohne Polemik debattiert und nur positiv seine Positionen dargelegt. Und als Bußprediger versuchte er, den Menschen ein gelebtes Vorbild zu sein.

Von 1224 bis 1227 lehrte er Theologie an der Universität Bologna, danach war er wieder als bescheidener Bußprediger, um 1230 schließlich in Padua zu landen. Dort war er als Prediger ein solcher Erfolg, dass ihm einmal angeblich 30.000 Zuhörer lauschten. Alles das war gut, aber hätte zur Heiligsprechung nicht gereicht. Dafür muss man Wunder wirken. Wunder hat er in der Tat etliche vollbracht, wenn man den Legenden glaubt. So wollten ihm zum Beispiel in Rimini die Menschen bei der Predigt nicht zuhören. Es heißt, dass darauhin die Fische im Fluss ihre Köpfe aus dem Wasser reckten, um ihm geduldig zuzuhören. Das beeindruckte die Bürger der Stadt so sehr, dass sie fortan keine Predigt von ihm mehr vermissen wollten. Später verbeugte sich ein ausgehungerter Esel vor einer Hostie, die er hochhielt, statt das bereitsliegende Futter zu fressen – was einen „ketzerischen“ Katharer zur Konversion brachte. Und so ging es weiter. Am Ende, als er 1231 in Padua starb, erschien ihm noch einmal das Jesuskind persönlich in vollem Glanz. Noch ein Wunder. Schon 1232 war er – nach dem kürzesten Kanonisierungsprozess der Kirchengeschichte – heiliggesprochen.

Und so, mit dem Jesuskind auf dem Arm, hat ihn auf der Karlsbrücke der Barockbildhauer Johann Ulrich Mayer im Jahre 1707 dargestellt, was der gängigen Ikonographie entspricht. Das gilt auch für die (vergoldete) Lilie, die er in der Hand hält, die als Symbol für Reinheit und Jungfäulichkeit gilt. Auch andere mögliche Attribute, die aber genrell nur selten verwendet werden, hat Mayer verzichtet – etwa der Esel oder die Fische, die in den Wunderlegenden des Heiligen Antonius eine tragende Rolle spielen. Neben Mathias Braun und Johann Brokoff gehört Mayer zu den bedeutendsten Bildhauern des Barock, die sich an der Herstellung der Heiligenstatuen der Karlsbrücke betätigt haben. Neben dem Heiligen Antonius hat Mayer noch Statuen der Heiligen Kosmas und Damian und des Apostels Judas Thaddäus gestaltet.

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