- Hans Weber
- December 12, 2024
Geld leihen für den Hörnchen-Kauf
Die Menschen in Tschechien greifen auf Grund der stark gestiegenen Brot-Preise vor allem zu den günstigen Sorten. Der Verkauf von Süßgebäck ging sogar um zehn Prozent zurück. Die Zahl derer nimmt zu, die Waren des täglichen Bedarfs auf Pump finanzieren.
„Bez práce nejsou koláče“ heißt ein verbreitetes tschechisches Sprichwort. Das Pendant zum Deutschen „Ohne Fleiß kein Preis“ heißt wörtlich übersetzt „Ohne Arbeit keine Kolatschen (kleine runde Kuchen)“. Doch auf Grund der Inflation können sich immer weniger Tschechen die Süßspeisen beim Bäcker leisten, selbst mit Arbeit. Die aktuellen Lebenshaltungskosten sind für manche sogar nur noch mit Krediten zu stemmen.
Zu arm für Kuchen
Der Konsum von Backwaren in Tschechien ist ein Anzeichen für die angespannte wirtschaftliche Lage im Land. Die Inflation trifft immer mehr Menschen und hat direkte Auswirkungen auf deren tägliches Leben. So mussten 2023 nicht nur mehr Tschechen einen kurzfristigen Kredit aufnehmen, auch an der Bäckertheke haben die steigenden Preise ihre Konsequenzen.
Seit 2019 stieg der Preis für Kümmelbrot stark an, im Oktober des letzten Jahres sogar fast um 40 Kronen (1,68 Euro) pro Kilo. Deshalb greifen Tschechen häufiger nach den billigeren Brotsorten, der Verkauf von Süßgebäck ging sogar um zehn Prozent zurück. Eine Folge der teuren Preise ist auch, dass die Menschen ihre Backwaren selbst zubereiten. Vor allem bei Kuchen können damit einige Kronen eingespart werden.
Kredite gefährden Familien
Das sind Einsparungen, die viele dringend nötig haben. Auf Grund der hohen allgemeinen Inflation in Tschechien müssen sich immer mehr Haushalte für ihre alltäglichen Ausgaben Geld leihen, also kurzfristige Kredite aufnehmen. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Verschuldungen in diesem Bereich auf insgesamt 540 Milliarden Kronen (22,71 Milliarden Euro). Viele haben inzwischen Probleme damit, diese Kredite zurückzuzahlen. Das trifft vor allem Tschechen zwischen 30 und 34 Jahren. Familien und Kinder sind laut der Hilfsorganisation „Člověk v tísni“ (Mensch in Not) zu einer gefährdeten Gruppe geworden.
Article by Tobias Eisch
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