Kleines 1×1 des Bierbestellens in Tschechien: Und wie trinken Sie Ihr Bier?

Desítka, jedenáctka oder doch lieber dvanáctka, das tschechische Bier unterteilt sich nicht nur in hell oder dunkel, sondern auch nach gewünschter Gradzahl. Für wahre Bierliebhaber ist da aber noch nicht Schluss, auch nach der Größe der Schaumkrone auf dem Bier kann unterschieden werden. Unsere LandesBloggerin Lena macht sich in ihrem ersten Blog auf die Suche nach dem ultimativen tschechischen Biererlebnis.

Die tschechische Bierkultur blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Dabei wurde bis ins 19. Jahrhundert Bier aus blickdichten Tonkrügen mit Deckel getrunken. Das hatte vor allem den Grund, dass Bier nicht als Genussmittel galt, sondern primär zur Kalorienaufnahme getrunken wurde. Deswegen wird Bier auch „flüssiges Brot‟ genannt und leider sah es auch lange so aus. 1842 revolutionierte Josef Groll die Bierbraukunst und zapte, nach Aussage der Pilsner Urquell Brauerei, das erste goldene Pils der Welt. Geboren war das Pilsner Bier, wie wir es heute kennen und bestellen, inklusive Glaskrug.

Und zum Abschluss noch ein mlíko? 

Ich habe zugegebenermaßen  schon einen guten Teil meiner Zeit in verschiedenen Kneipen Prags verbracht und obwohl ich mich niemals als Bierkennerin bezeichnen würde, habe ich mittlerweile solide Bierkenntnisse erworben. Souverän bestelle ich die gewünschte Stammwürze und freue mich auf den obligatorischen halben Liter Bier, nach langen Tagen in der Redaktion auch gerne mit einem Hermelín.

Dies funktionierte eine Weile recht gut, doch bei meinem letzten Kneipenaufenthalt fragte mich der Kellner, ob ich noch ein „mlíko‟ zum Abschluss trinken wolle. Leicht verwirrt schaute ich in die freundlichen Augen des Kellners. Dieser deutete meine zusammengezogenen Augenbrauen auch gleich richtig, zog sich einen Stuhl heran und begann zu erklären.

Die Sache mit dem Schaum

Für den Geschmack von nach „Pilsner Brauart” hergestelltem Bier ist der Schaum genauso wichtig wie das Bier selbst. Nur durch die süßliche Karamellnote der Gerste im Schaum kann sich das würzig-herbe Aroma des Hopfens im Bier entfalten. Dabei verändert sich der Geschmack je nachdem, wie viel Schaum gezapft wird. Dabei wird zwischen drei Zapfstilen unterschieden: „mlíko”, „šnyt” und „hladinka”.

„Mlíko”, das tschechische Wort für Milch, besteht fast nur aus Schaum, mit einem kleinen bisschen Bier. Dadurch sieht das Bier für das ungeübte Auge schnell mal wie ein Glas Milch aus, woher auch der Name stammt. Ein „mlíko” schmeckt geschmeidig-süß und wird in einem Schluck getrunken, wie ein „Shot”. In tschechischen Kneipen wurde„mlíko” schon im 19. Jahrhundert als eine Art Nachtisch serviert. Einige Wirte zapften ein Glas als Abschiedsgetränk, oftmals nachdem die Rechnung schon bezahlt wurde. „Mlíko” wird also nicht rundenweise bestellt, sondern als süßes Vergnügen zum Ende des Abends.

Falls sich der Abend aber noch nicht zu Ende neigt, wird dann doch eher ein „šnyt” bestellt. Bei einem „šnyt” handelt es sich um eine unbestimmte Menge Bier, die durch einmaliges Einschenken in ein Halbliterglas erzeugt wird, wobei die Hälfte des Glases Schaum ist. Es ist also ein Kompromiss zwischen einem kleinen Bier und einem „vollen” halben Liter. Bei dieser Zapfart handelt es sich wohl um ein Relikt aus einer Zeit, in der die Wirte bei jedem Fassanstich ein neues Bier probierten. Es scheint aber immer noch eine beliebte Trinkmethode bei Bierkennern zu sein. Ich würde mich allerdings eher für ein kleines Bier, als für ein Bier voller Schaum entscheiden.

Pilsner in nur einem Zug zapfen!

Zu guter Letzt ein paar Worte zum „hladinka”. Hierbei handelt es sich um die gebräuchlichste und laut des Kellners die einzige ehrliche Art, Bier zu zapfen, zumindest in Tschechien und Europa. Das Ergebnis ist ein volles Glas Bier mit einer schützenden Schaumkrone. Dabei wird empfohlen, jede Biersorte in einer bestimmten Anzahl von Zügen zu zapfen. Pilsner Urquell sollte zum Beispiel in einem einzigen geschmeidigen Zug im Glas landen.

Vielleicht werde ich meinen Abend das nächste Mal mit einem „mlíko” ausklingen lassen, vielleicht aber auch mit einem Aperol, das wird sich zeigen.

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