Kulturministerium im Palais

Der Malteserplatz (Maltézské náměstí) ist mit kulturellen Sehenswürdigkeiten (Beispiele hier und hier) geradezu überfüllt. Da kann man schon fast die eine oder andere übersehen. Das sollte man mit dem Gebäude mit der Hausnummer 1 nicht tun: Dem Palais Nostitz (Nostický palác).

Das Geschlecht derer von Nostitz gehörte zum höchsten Hochadel Böhmens und entsprechend große Paläste hat sie hinterlassen (siehe auch hier). Ein Spross der Familie, Johann Hartwig von Nostitz-Rieneck, ließ den Palais auf der Kleinseite 1662 durch den Architekten Francesco Caratti erbauen. Gleichzeitig wurde ein Garten angelegt, der heute öffentliche Parkanlage ist.

Der Palast wurde an Stelle zweier älterer im Stil der Gotik erbauter und später im Renaissancestil umgestalteter Gebäude errichtet und ist ein Werk des Hochbarock. Die Fassade ist durch große und durchgängige Pilaster sehr wirkungsvoll strukturiert.

Der Innenhof zeichnet sich durch Arkaden und schlicht ornamentierte Fenster und Bögen aus. Überhaupt ist das Äußere mit Ausnahme der Fassade uum Malteserplatz eher zurückhaltend gestaltet. Er könnte fast an den Vorgängerbau im Renaissancestil erinnern.

Oben über der Fassade stehen als Abschluss Statuen böhmischer oder habsburgischer Herrscher. Sie sind das Werk des Bildhauers Ferdinand Maximilian Brokoff, der zu den begnadesten Künstlern des Prager Barocks gehörte und neben vielen anderen Werken (frühere Beispiele hier und hier) die meisten Heiligenstatuen der Karlsbrücke geschaffen hatte. Das passt, denn die Familie Nostitz hatte sich durch ihren Übertritt zum Katholizismus im Jahre 1600 und ihren darauf folgenden Einsatz für die Habsburger zu Beginn des Dreissigjährigen Krieges Ruhm und Reichtum (insbesondere Dank der Konfiszierung protestantischen Eigentums nach der Schlacht am Weißen Berg) erworben.

In der mittleren Höhe der Fassade gibt es dazu ein komplementäres „ideologisches Programm“. Stuckmedaillons mit den Protraits römischer Kaisergestalten stellen die historische Kontinuität des böhmischen Herrschertums bzw. vor allem des habsburgischen Kaisertums her.

1765 ließen die Nostitzs den Eingangsbereich neu gestalten. Und so schmückt seither ein großes Rokokoportal die Fassade als heute wahrscheinlich augenfälligstes Baumerkmal des Palastes (siehe auch großes Bild oben). Als Architekt hatte man dazu den Architekten des StändetheatersAnton Haffenecker, gewonnen (früherer Beitrag hier). Besonders die zierlichen Gitter mit ihren Schnörkeln verleihen dem Ganzen eine Pracht, die auf das restliche Gebäude ausstrahlt.

Über dem Portal prangt immer noch das Wappen der Familie Nostitz (kleines Bild links), der es heute allerdings nicht mehr gehört.

In ihrem Palast auf der Kleinseite hatte die Familie den größten Teil ihrer Gemäldesammlung und ihrer Bibliothek untergebracht. Beide gehören übrigens heute zur staatlichen Sammlung der Nationalgalerie bzw. des Nationalmuseums. 1908 wurde der Palais gründlich modernisiert und u.a. dabei elekrifiziert.

In der Zeit der Ersten Republik nutzte ab 1924 der Staat das Gebäude als sein Kulturministerium, wobei ein Teil des Palais‘ auch der niederländischen Botschaft ein Domizil bot. Als Kulturministerium, dient es heute noch, wofür das Gebäude von 1998 bis 2002 noch einmal gründlich renoviert wurde. Das opulente Interieur macht es ja auch zu einem geeigneten Ort der Inspiration für Kulturpolitik. Ab und an veranstaltet das Ministerium auch einen Tag der Offenen Tür, um den Publikum einen Eindruck davon zu vermitteln. (DD)

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