Nepomuk im Park

In den alten böhmischen Ländern feiert man ihn heute, am 16. Mai, obwohl der offizielle katholische Feiertag der 20. März (sein Todestag) ist: Den Heiligen Johannes Nepomuk.

König Wenzel IV. ließ den Generalvikar des Prager Erzbischofs am 20. März 1393 von der Karlsbrücke werfen. Angeblich sei der eifersüchtige Monarch erzürnt gewesen, weil der fromme Geistliche nichts über die Beichte der königlichen Gemahlin ausplaudern wollte (weshalb er u.a. später Patron des Beichtgeheimnisses wurde). In Wirklichkeit ging es wohl um die im Mittelalter üblichen politischen Spannungen um Bischofsbenennungen und Ländereien. Anscheinend hatte Wenzel auch weniger auf Nepomuk selbst abgezielt, sondern wollte seinem Opponenten Erzbischof Johann von Jenstein ein „deutliches“ Signal senden. Seine Bedeutung als katholischer Nationalheiliger bekam er allerdings erst im Zuge der Gegenreformation, weshalb er erst lange nach seinem Tod, nämlich 1729, heilig gesprochen wurde. Es war der Wille der damaligen habsburgischen Machthaber, mit ihm eine Art „ideologisches Gegengewicht“ zu dem unter den Tschechen immer noch beliebten Frühreformator Jan Hus als nationale Symbolfigur zu schaffen. Ein Nepomuk-Kult wurde mit allen Mittel gefördert.

Folglich findet man in Tschechien (und auch Österreich) Nepomuk-Statuen allerorten und in Hülle und Fülle. Vor allem auf Brücken, denn Dank seiner Todesart wurde er zum heiligen Schutzpatron der Brücken. Hier in diesem Beitrag steht er ausnahmsweise aber mal mitten in einem Park auf einem Berg. Das hier ist nämlich die Statue des Heiligen auf dem direkt neben der großen Peter und Paul Basilika (Bazilika svatého Petra a Pavla) gelegenen Karlach Park (Karlachovy sady) auf dem Vyšehrad. ​​​​Die Statue ist wohl sehr lose der Nepomuk-Statue auf der Karlsbrücke nachempfunden. Sie zeigt den Heiligen mit seinen klassischen Attributen: Kruzifix in den Armen, Birett auf dem Haupte und darüber ein Sternenkranz. Nepomuk ist der einzige Heilige neben der Jungfrau Maria, die einen Sternenkranz tragen darf – er allerdings nur mit fünf Sternen, sie mit 12 Sternen. Bei manchen Nepomuk-Darstellungen findet man noch eine Märtyrerpalme, aber darauf wurde in diesemFall verzichtet.

Die neo-gotische Nepomuk-Statue im Karlach Park ist das Werk der Bildhauer Josef und František Ducháček, über die ich nicht mehr herausfinden konnte, als dass sie Cousins waren. Der Sockel, der aus demselben Sandstein gemeißelt wurde, stammt von Ludvík Šalda, einem der damals führenden Steinfabrikanten Böhmens, der übrigens ganz nebenan im Nationalfriedhof auf dem Vyšehrad begraben liegt. Darauf steht eine lateinische Inschrift, die daran erinnert, dass die Statue des Heiligen und Märtyrers hier im Jahre 1895 von Mikuláš Karlach, der als Probst und Domherr auf dem Vyšehrad im Sinne einer effektiveren und moderneren Kirchenorganisation wirkte (wir berichteten hier), und nach dem der (brückenfreie) Park benannt ist, auf dem sich die Statue des Heiligen Nepomuk befindet. (DD)

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