Hersh: Geheimdienste fütterten Times und Zeit mit „Falschmeldungen“
Sechs Wochen nach dem Bericht, der weltweit für Schlagzeilen sorgte, publizierte Hersh nun eine Einordnung aus seiner Sicht auf seiner Substack-Website, einer Online-Plattform. Demnach habe seine Geschichte in Deutschland und Westeuropa für Aufregung gesorgt, sei aber in den USA „nahezu totgeschwiegen“ worden.
Hersh macht in seinem jüngst publizierten Artikel amerikanische Geheimdienste dafür verantwortlich, zur „Verdunkelung“ seiner Version beigetragen zu haben. Diese hätten New York Times und Zeit mit „Falschmeldungen“ gefüttert, um seinen Bericht, der Biden und US-Geheimdienste für schuldig befindet, zu widerlegen.
Hersh erhebt auch Vorwürfe gegen US-Reporter im Pressekorps der Regierung. „Die Pressesprecher des Weißen Hauses und der Central Intelligence Agency haben stets bestritten, dass Amerika für die Sprengung der Pipelines verantwortlich war, und diese Pro-forma-Dementis reichten dem Pressekorps des Weißen Hauses völlig aus“, so Hersh. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass ein Mitglied dessen gefragt habe, ob Biden den amerikanischen Geheimdienst formell beauftragt habe, eine Untersuchung der Sabotage anzuordnen. Hersh behauptet, eine Quelle habe ihm gesagt, dass der Präsident dies nicht verfügt habe und auch nicht verfügen werde. „Weil er (Biden, Anm. d. Red.) die Antwort kennt. “
Der Grund für die Schlagzeilen über Nord Stream in Deutschland?
Hersh zitiert im weiteren Verlauf des Artikels die Energieexpertin Sarah Miller. Dieser zufolge seien die Erdgas- und Strompreise in Europa mehr als dreimal so hoch wie derzeit in den USA. Dies sei der Grund dafür, dass die Pipeline-Geschichte in Deutschland und Westeuropa auf solch umfassende Resonanz gestoßen sei.
Des Weiteren geht der US-Journalist auf den Besuch von Kanzler Olaf Scholz Anfang März ein. Bei dem Treffen habe es aus verschiedenen Gründen keine Fragen von Pressevertretern zur Nord-Stream-Sabotage gegeben. An dieser Stelle zitiert Hersh eine weitere anonyme Quelle, die behauptet haben soll, „dass es eine Diskussion über das Pipeline-Exposé gab und dass infolgedessen bestimmte Teile in der Central Intelligence Agency gebeten wurden, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Geheimdienst eine Titelgeschichte vorzubereiten, die die amerikanische und deutsche Presse mit einer alternativen Version für die Zerstörung von Nord Stream 2 versorgen würde.“
Seymour Hersh: Die CIA „hat ihren Job gemacht“
Hersh wirft zudem dem deutschen Kanzler vor, bei der „Unterstützung der Vertuschung“ der angeblichen Biden-Operation zu helfen, auch wenn er womöglich nicht im Vorfeld über die Zerstörung der Pipeline informiert worden sei. („At this point, it must be noted that Chancellor Scholz, whether or not he was alerted of the destruction of the pipeline in advance—still an open question—has clearly been complicit since last fall in support of the Biden Administration’s cover-up of its operation in the Baltic Sea.“)
„Die Agency hat ihren Job gemacht“, schreibt Hersh. Mithilfe des deutschen Geheimdienstes sollen „Geschichten“ über die Zerstörung der Pipline „ausgeheckt und untergeschoben“ worden sein.
Hersh vermutet eine Botschaft der Geheimdienste hinter der von ihm behaupteten Vertuschung. Demnach solle die Öffentlichkeit aufhören Fragen zu stellen und die Ermittler die Wahrheit herausfinden lassen. „Diese würde natürlich nie ans Licht kommen“, so Hersh.
Eine weitere anonyme Quelle innerhalb der amerikanischen Geheimdienstgemeinschaft soll gegenüber dem Pulitzer-Preisträger gesagt haben: „Es war eine totale Erfindung des amerikanischen Geheimdienstes, die an die Deutschen weitergegeben wurde und darauf abzielte, Ihre Geschichte zu diskreditieren.“
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