Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage begeben sich auf eine Spurensuche und bieten wieder intensive Kulturerlebnisse.

Am 29. September ist es wieder soweit. Bis zum 16. Oktober finden in der deutsch-tschechischen Grenzregion die 24. Tschechisch-Deutschen Kulturtage statt. Dieses Mal haben die Veranstalter das Motto “Spuren” gewählt. Es ist eine logische Fortsetzung der vorherigen zwei Jahrgänge, die mit den Themen “Unsere Nachbarn unter uns” und “Heimat” überschrieben waren. In den Hauptzentren des Kulturfestes Dresden und Aussig (Ústí nad Labem) sowie an anderen Orten werden rund 80 Veranstaltungen stattfinden. Veranstaltet werden die Kulturtage von der Euroregion Elbe/Labe, dem Collegium Bohemicum, der Landeshauptstadt Dresden, dem Generalkonsulat der Tschechischen Republik in Dresden und der Brücke/Most-Stiftung. Aus dem Festivalprogramm, bei dem Film- und Ausstellungsfans, Theater-, Musik- und Literaturliebhaber, Freunde der Architektur, Gastronomie und Lebensart auf ihre Kosten kommen, legt das LandesEcho eine kleine Auswahl vor.

Zum Auftakt Swing

Gleich beim feierlichen Festivalauftakt wird der wohl begnadetste Entertainer der tschechischen Jazzszene Ondřej Havelka mit seinem Orchester Melody Makers ein Swing-Feuerwerk zünden mit Hits von Karel Vlach, Emil Ludvík und Ladislav Habart. Die einzigartige Atmosphäre unterstreichen nicht nur authentische Musikinstrumente, sondern auch stilvolle Bekleidung und zeitgenössische Mikrofone.

Freuen kann man sich laut des Direktors des Collegium Bohemicum, Petr Koura, auf das Konzert „Auf Ježeks Spuren“, das anlässlich des diesjährigen 80. Jahrestages des Attentats auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich stattfinden wird. Auf dem Konzertprogamm stehen Lieder des Theater-Duos Jiří Voskovec und Jan Werich, die Jaroslav Ježek im amerikanischen Exil für sie komponierte.

Auf den Spuren der Vertreibung

Eine weitere persönliche Empfehlung Kouras gilt der stellvertretenden Sprecherin der Bundesregierung und früheren Journalistin Christiane Hoffmann, die aus ihrem dem Bestseller „Alles, was wir nicht erinnern“ lesen wird. Darin begibt sie sich auf die Spur ihres Vaters, der als Neunjähriger Anfang 1945 mit seiner Familie vor der heranrückenden Front aus Schlesien nach Westen floh. 75 Jahre später ist Hoffmann diesen Weg, 550 Kilometer, zu Fuß nachgegangen und hat ihn in ihrem Buch festgehalten.

Über die aktuelle politische Lage in Europa, vor allem Putins Angriff auf die Ukraine, der die Welt im Februar dieses Jahres nachhaltig veränderte, sprechen während einer Diskussion in der Dresdner Frauenkirche der Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland, Tomáš Kafka, und der Bischof Tomáš Holub. Thema ist auch die Zukunft Europas sowie die Rolle der Europäischen Union während der tschechischen Ratspräsidentschaft. Die Diskussion moderiert Gemma Pörzgen.Der Tschechische Botschafter Tomáš Kafka debattiert in diesem Jahr über die aktuelle politische Entwicklung. Hier bei einem diplomatisch-literarischen Gesprächsabend mit dem Schriftsteller Stefan aus dem Siepen und Steffen Neumann vom LandesEcho. Foto: TDKT/Peter R. Fischer

Der Tschechische Botschafter Tomáš Kafka debattiert in diesem Jahr über die aktuelle politische Entwicklung. Hier bei einem diplomatisch-literarischen Gesprächsabend mit dem Schriftsteller Stefan aus dem Siepen und Steffen Neumann vom LandesEcho. Foto: TDKT/Peter R. Fischer

Architekt in Böhmen und Sachsen

Auf die Spuren des aus Königswalde (Království) bei Schluckenau (Šluknov) stammenden Architekten Hans Richter (1882-1971) kann man sich in Dresden-Pieschen begeben. Eben dort findet man zahlreiche Spuren Richters, der in den 1920er Jahren zu einem wichtigen Vertreter der modernen Architektur wurde. Die Architektin Dorothea Becker erläutert Richters Bauten in Pieschen bei einem Rundgang. Daneben werden auch seine Werke in Böhmen besprochen.

Nicht nur Berlin-Kennern ist die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz ein Begriff. Was sie mit der ehemaligen Dorflinde von Kartitz (Choratice) bei Tetschen (Děčín) gemeinsam hat, erfährt man bei einem Filmabend mit Gespräch im Dresdner Zentralkino, das von LandesEcho-Chefredakteur Steffen Neumann moderiert wird. Hauptgast ist der Formgestalter Erich John, von dem nicht nur die Weltzeituhr stammt, sondern eine Vielzahl von Gebrauchsgegenständen in der DDR wie das Wartburg-Lenkrad. Gezeigt wird der Dokumentarfilm der rbb-Journalistin Heike Schüler und des Kameramanns Michael Günter, die Erich John mehrere Jahre begleitet haben. Danach folgt ein Gespräch mit Erich John, der sich auch den Fragen aus dem Publikum stellen wird.

Von Mäusen und Bär Ben

Auch für die kleinen Leseratten hat das Festival einiges parat: Außer der Begegnung mit dem tschechischen Autor Peter Stančík und seinem frisch auf Deutsch verlegten Abenteuer „H2O und die geheime Wassermission“ erwartet sie der Bienenzüchter-Bär Ben von Aneta Františka Holasová. Der Zeichentrickfilm „Auch Mäuse kommen in den Himmel“, in dem über eine prahlerische Maus erzählt wird, die im Tierhimmel nach echter Freundschaft sucht, wird die ganze Familie gut unterhalten. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Iva Procházková und er wird in deutscher Fassung gezeigt.

Damit bei den Kulturtagen wirklich alle Sinne befriedigt werden, ist auch für tschechische Schmankerl gesorgt. Allen voran Gulasch, Knödel und Palatschinken, die Interessenten während des Kochkurses „Kulinarische Streifzüge durch Tschechien“ in der Volkshochschule Dresden kochen können. Die Speisen werden in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Restaurant „Hurvinek“ vorbereitet. Guten Appetit!

Mehr zum Programm der 24. Tschechisch-Deutschen Kulturtage unter www.tdkt.info

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