Kozáks Frühwerk

Ein wenig palastartig wirkt es auf den ersten Blick, das Dům Riva (Riva Haus) in der Haškova 1175/2 (Ecke Milady Horákové) im Stadtteil Holešovice. Als es in den Jahren 1915/16 gebaut wurde, war Holešovice erst seit rund 20 Jahren Teil Prags und im Kern eine kleine Industriestadt mit vielen Fabriken, aber auch einem prosperierenden Bürgertum.

Das erklärt vielleicht die repräsentativ gestaltete Fassade des vierstöckigen Doppelwohn- und Bürohauses (mit Nr. 1176/4). die in einem sehr klassizistisch anmutenden Jugendstil gehalten ist. Erbaut wurde es in den Jahren des Ersten Weltkriegs durch den Bauunternehmer Karel Dušek nach den Plänen des Architekten Bohumír Kozák. Es handelt sich um ein Frühwerk des Architekten, das er zusammen mit seinem weniger bekannten Mitarchitekten Otto Máca entwarf. Kozák war gerade selbständiger Architekt geworden, nachdem er vorher im Atelier des wohl bedeutendsten Prager Jugendstilarchitekten Osvald Polívka (über den wir bereits u.a. hierhier und hier berichteten) gearbeitet und das Handwerk gelernt hatte. Obwohl der Jugendstil in dieser Zeit eigentlich schon leicht passé war, trat Kozák hier noch einmal in die Fußstapfen seines Lehrers.

Als Frühwerk sollte das Riva Haus eines der wenigen Beispiele für Jugendstil aus der Hand Kozák sein, denn er konnte sich mit der verspielten Form dieses Stils, die sein Lehrmeister Polívka pflegte, nicht so recht anfreunden. Deshalb ist das Riva Haus in einem sehr streng geometrischen Jugendstil mit wenig, und dann rigiden klassizistischen Dekor gehalten. Auch mit dem Kubismus, der den Jugendstil bald ablösen sollte, experimentierte er nur kurze Zeit (ein Beispiel hier). Richtig berühmt wurde er daher erst als bedeutender Vertreter des Funktionalismus der 1930er Jahre, bei dem er sich als ausgesprochener Modernist in seinem Element fühlte (wofür wir hier bereits ein Beispiel präsentierten).

Zurück zum Riva Haus: Die klassisch strukturierte Fassade wird von einer opulenten Balkonlandschaft aufgelockert. Den Eckabschluss bildet eine oktagonale Laterne auf den Dach. Die für den Jugendstil typischen floralen Stuckmotive sind äußerst sparsam eingesetzt, was das Haus vom floralen Überschwang Polívkas kontrastierend absetzt. Stattdessen sind strikt an klassischen Vorbildern angelehnte Büsten in runden Medaillons angesagt. Das Ganze wirkt schon wie eine gewissen Distanzierung vom Jugendstil und eine Hinwendung zu funktionalistischeren Konzepten in der Architektur. Zentral in der Ecke pragt in kapitalen Lettern der Schriftzug RIVA. Warum das Haus diesen Namen trägt, habe ich nicht herausfinden. Der Name des Besitzers, oder der einer darin residierenden Firma? Für Hinweise bin ich dankbar, (DD)

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