Wohltäter des Zoos

Er ist nicht so alt wie viele Zoos vergleichbarer Städte, die meist schon im späten 19. Jahrhundert gegründet worden waren. Und dass der Zoologische Garten (unser Bericht hier) überhaupt 1931 seine Pforten eröffnen konnte, verdankte er auch nur der Großzügigkeit eines großen Mäzenaten.

Dabei hatte es schon 1891 einen Anlauf gegeben. Damals gründete sich ein Komittee, das sich für den Bau eines Zoos im Königlichen Wildgehege im Stromovka Park. Das verlief im Sande. 1899 versuchte man es noch einmal, indem man eine Genossenschaft für die Errichtung eines Zoos und Akklimatisierungsgartens (eine Art botanischer Garten, bei dem Pflanzen an eine neue Umgebung gewöhnt werden) im Kinský-Garten in Smíchov gründete. Aber anscheinend kriegte die das nötige Geld nicht zusammen und der Plan endete bevor er begonnen hatte. Aber 1904 betrat ein hartnäckiger Kämpfer für die Sache die Bühne, der Naturwissenschaftler, Ornithologe und Gymnasiallehrer Jiří Janda. Der betrieb zunächst das ebenfalls nicht realisierte Projekt eines Zoos auf der Flussinsel Štvanice, konnte aber immerhin – ausdauernd, wie er war – 1919 die Einberufung einer höchststaatlichen Kommission beim Bildungsministerium der neugegründeten Tschechoslowakei erreichen. Mit hinreichendem Geld war das aber noch nicht verbunden.

Drei Jahre später kam die Überraschung. Zur Feier des 70. Geburtstag von Staats- präsident Tomáš Garrigue Masaryk (nun gut, eigentlich war der zwei Jahre früher…) und des 250 Todestags des großen National-Pädagogen Johann Amos Comenius (starb 1670, beging man daher eigentlich auch 1920) machte der Großgrundbesitzer Alois Svoboda dem tschechoslowakischen Staat satte 82.0052 Hektar Land. Dazu gehörte unter anderem das grandiose Schloss Troja (Zámek Troja) samt Garten, über das wir bereits hier berichteten, und das seither der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung steht, und das heutige Gelände des Botanischen Gartens in Troja (hier). Und noch mehr. Als Grundbedingung für die Spende legte er vertraglich fest, dass auf dem Land ein Zoo, der nun über sehr viel Grünanlagen und Platz verfügte (siehe Bild rechts), gebaut werden müsse.

Nicht ein Zoo, sondern der Prager Zoo! Das ist wohl der Grund, warum die 1920 fällige Jubliäumsspende erst 1922 getätigt wurde, denn das Gelände lag in der eigenständigen Ortschaft Troja, die erst dann als Stadtteil von Prag eingemeindet wurde. Die Stadt Prag sollte aber die Oberhöheit für den Zoo haben. Aber zum Bau selbst wurde auf Initiative Svobodas 1926 die Wirtschaft-, Einkaufs- und Baugenossenschaft des Zoologischen Gartens (Hospodářského, nákupního a stavebního družstva Zoologická zahrada) gegründet, deren Vorsitzender nun kein Geringerer als Jiří Janda wurde. Der krempelte die Ärmel hoch und fing an. Zwischendurch brachte er schon Tiere in seiner Dienstvilla unter, darunter 1930 die erste Löwin, Šárka mit Namen, die ein Zirkus gespendet hatte. Und schon 1931 öffneten sich die Tore des Zoos für das Publikum. Janda blieb Direktor bis zu seinem plötzlichen Tode im Jahre 1938.

Dass Janda im Zoo besonders geehrt wird, ist selbst- verständlich. Es gibt Gedenkplaketten und 2016 wurde eine Denkmalsbüste für Janda zum 85. Jubliäums der Zooeröffnung aufgestellt, ein Nachguss des Originals des bedeutenden Bildhauers Karel Otáhal (Bilder rechts und oberhalb links). Bei der Einweihung waren nicht nur der gegenwärtige Zoodirektor Miroslav Bobek, die damalige Prager Bürgermeisterin Adriana Krnáčová, die Sängerin Pavlína Filipovská und andere Prominente dabei, sondern es wurde auch der neu angeschaffte Große Ameisenbär der Öffentlichkeit vorgestellt. Janda hätte sich darüber gefreut.

Aber Jandas Eifer wäre ohne das Engagement und die Großzügigkeit von Alois Svoboda möglicherweise ins Leere verlaufen. Ihn zu ehren, wäre eine Unterlassung gewesen. Schon im Oktober 1996 wurde nahe des Haupteingangs ein großes Denkmal errichtet, das ein Portraitrelief des großen Mäzens (Bild links) zeigt, aber nicht nur das. Svobodas Anliegen war ja nicht nur der Zoo. Das Schloss und überhaupt das darüber hinausgehende Wohlergehen des neuen Stadtteils Troja sah er als Gesamtkonzept. Als solches wird er auch bei dem Denkmal geehrt, denn da steht (ins Deutsche übersetzt): „Im Jahre 1922 schenkte Alois Svoboda, ein Gutsbesitzer aus Troja, der Tschechoslowakischen Republik das Schloss Troja und das ausgedehnte Gelände, auf dem sich der Prager Zoo befindet. Gewidmet Quido Schwank, Baumeister, Stiftungsrat und Enkel. Praha. Troja 1996“.

Und damit sind wir bei Svobodas Enkel, der das Werk weiterführte: Quido Schwank. Der hatte immer noch beträchtlichen Besitz aus dem Erbe, der 1948 von Kommunisten enteignet wurde. 1993 wurde Schwanks Eigentum rückerstattet, aber er beschloss, den Restitutierungserlös einer von ihm gegründeten Stiftung zu übergeben, die Nadace Quido Schwanka – Zelená Troja (Quido Schwank Stiftung – Grünes Troja), die 1999 – ein Jahr nach seinem Tod – in Nadace Quido Schwanka – Troja, město v zeleni (Quido Schwank Stiftung – Troja im Grünen) umbenannt wurde. Deren Aufgabe ist es, durch soziale Einrichtungen (etwa eine Altenbegegnungsstätte) und viel Naturschutz das idyllisch am Moldauiufer gelegene Troja zu einem lebenswerten Stadtteil am Rande Prags zu machen.

Das Denkmal sollte also umfassend dem wohltätigen Wirken von Großvater und Enkel gerecht werden. Geschaffen hat es Josef Nálepa, ein bekannter Bildhauer mit Spezialisierung auf Portraitbüsten und Schüler des berühmten akademischen Bildhausers Karel Pokorný. Fast drei Meter hoch ist die halbrund gekrümmte Stele des Denkmals. Svoboda und Schwank wurden dadurch geschickt diagonal gegenübergestellt. Auch die Gegenüberstellung von Büste (Schwank) und Relief (Svoboda) verstärkt den künstlerischen Effekt. Über den beiden sieht man den Plan des Zoos, wie er damals aussah. Ein Denkmal, das den beiden Wohltätern Trojas und des Zoos gerecht wird. (DD)

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