Geeigneter Namenspatron

In würdevoller Pose steht er über dem wuchtig gestalteten Eingangsportal des Gebäudes, dem er en Namens gab, dem Ernst von Pardubitz Kolleg (Kolej Arnošta z Pardubic) in der Voršilská 144/1 in der Neustadt. Bis 2015 konnte sich das Gebäude noch rühmen, das älteste noch funktionierende Studentenwohnheim zu sein.

Als das Gebäude 1901 eingeweiht wurde, war es nur für katholische Studenten gedacht, die so vor allen beschützt werden sollten, was sie in anderen Studentenwohnheimen vom rechten Glauben und dem Pfad der Tugend wegbringen könnte. 1896 hatte sich eine kirchennahe Vereinigung gegründet, die den Bau und die Betreuung betrieb. Die Pläne für das recht groß dimensionierte vierstöckige Gebäude im Neobarockstil entwarf der Architekt František Schlaffer (der sich auch manchmal tschechisch Šlafer schreiben ließ) und die Bauarbeiten führte der Bauunternehmer und Architekt Viktor Skuček durch. Vorher hatte hier ein einstöckiges Barockhaus mit dem Namen U černého kohouta (Zum Schwarzen Hahn) gestanden, das im 19. Jahrhundert abwechselnd als Kaserne oder als Polizeistation gedient hatte.

Als Namenspatron hätte man sich keinen Besseren ausdenken können als Ernst von Pardubitz (Tschechisch: Arnošt z Pardubic), einem der engsten Vertrauten von Kaiser Karl IV., der im 14. Jahrhundert Böhmen (und vor allem Prag) zu großer Blüte verhalf (wir schrieben darüber u.v.a. hier und hier). Als studentischer Patron eignete er sich deshalb später, weil er als erster Erzbischof des 1344 gegründeten Erzbistums Prag ein Mensch mit hohen katholischen Weihen ausgestattet war, und als erster Kanzler der 1348 gegründeten Karls-Universität (dazu unser Bericht hier) zugleich auch einen großen biographischen Bezug zu Universität und Studentenleben aufwies. Man musste 1896 bzw. 1901 wahrscheinlich nur wenig und kurz überlegen, als man den historischen Namenspatron für das Kolleg suchte. Ernst von Pardubitz bot sich förmlich an.

Die große, in Stuck gegossene Statue des Ernst von Pardubitz über dem Eingang ist das Werk des Bildhauers und Restaurators Čeněk Vosmík (den wir bereits u.a. hier und hier erwähnten). Unter dem guten Erzbischof/Kanzler befindet sich eine kleine ovale Kartusche mit seinem Wappen. Und um den katholischen Charakter der Institution noch einmal zu unterstreichen, wurde über der Statue noch eine andere Statue an der Fassade auf Höhe des zweiten Stocks angebracht, die die gekrönte Jungfrau Maria mit dem ebenfalls gekrönten Jesuskind darstellt. Im Jahr 1945 hörte das Kolleg auf, eine eigenständige katholische Institution zu sein, und wurde direkt der Karlsuniversität übertragen, die es weiterhin als Studentenwohnheim betrieb – wenngleich säkular und überkonfessionell. Über die Zeit genügte es aber nicht mehr den gewachsenen Ansprüchen, die Studenten an ihre Unterbringung stellen. Das Wohnheim wurde 2015 geschlossen, womit ein doch bedeutsames Kapitel der Universitätsgeschichte zum Ende kamm. Zwischen 2018 und 2020 wurde das Gebäude gründlich renoviert und umgebaut, sodass sich heute hauptsächlich Fakultätsbüros und eine Mensa befinden. (DD)

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